Einer der ältesten postfranziskanischen Kirchen in Mitteleuropa.
Stettin – früher die Hauptstadt des Herzogtums Pommern unter der Herrschaft der Herzöge aus der Dynastie der Greifen und derzeit die Hauptstadt der Woiwodschaft Zachodniopomorskie, die größte Stadt in Westpommern. Die historischen Namen sind Sasin, Sedinum, Stetinum, Stettin.
Das jetzige Wappen der Stadt stellt einen gekrönten Kopf eines Greifens dar. Es ist ein mythisches Mischwesen, meistens mit löwenartigem Leib und dem Kopf eines Raubvogels. Die Greifen haben die Triumphwägen der Götter gezogen, Schätze bewacht und ihr Abbild auf den Schildern der Ritter sollte die Pferde der Gegner scheuen lassen. In ihre Nester haben sie Saphire statt Eier gelegt und ihre Federn haben die Blindheit geheilt. Im heutigen Stettin schauen sie aus den Fassaden vieler öffentlicher Gebäude, Bürgerhäuser und Straßenpumpen. Ein prächtiger Greif mit Flügeln steht heute am Platz vor dem Rathaus und wird jeden Abend farbig beleuchtet.
Die älteste Siedlung auf dem Gebiet des derzeitigen Schlosshügels entstand schon im 8. Jahrhundert.
Im Jahr 1124 nach Vorbild des Herzogs Wartislaw I.(der erste sicher nachgewiesene Vertreter der Dynastie der Greifen) und einer Gruppe von Reichen und Mächtigen, fand die Christianisierung der Bewohner von Stettin statt. Zwei Kreuzzüge des Bischofs Otto I. von Bamberg fanden auf Geheiß des Herzogs Bolesław III. Schiefmund statt. Das hölzerne Herrenhaus von Wartislaw befand sich in der direkten Nachbarschaft des heidnischen Tempels des Gottes Triglav.
Am 3. April 1243 hat der Herzog Barnim I. Stettin die Stadtrechte in Anlehnung an Magdeburger Stadtrecht verliehen. Im Jahr 1346 hat sein Enkel, Barnim III. (der Große) alle Privilegien der Stettiner Patrizier außer Acht gelassen und mit dem Bau des sog. Steinernen Hauses begonnen, das den Ursprung für das heutige Schloss bildete. Der im Mittelalter bestimmte Stadtbereich (ca. 54 ha) hat sich über mehrere Jahrhunderte nicht geändert.
Unter der ein halbes Jahrhundert dauernden Herrschaft der Greifen-Dynastie wurde Stettin zur Hauptstadt des Herzogtums und zur Hansestadt. Die Verbindung mit der Hanse (13.-14. Jahrhundert) basierte vor allem auf Getreide- und Fischhandel, man hat Stettin damals verdächtigt, den Piraten wohlgesonnen zu sein, da sich die Stadt wenig engagierte, mit ihnen zu kämpfen. Die Hälfte der damaligen Stadt bestand aus Handwerkern und ihren Familien. Es entstand die vorzügliche gotische Architektur - heute sind es Denkmäler auf der Europäischen Route der Backsteingotik (Rathaus in der Altstadt und drei Kirchen).
Ende des 15. Jahrhunderts hat der Herzog Bogislaw X. die Gebiete des Herzogtums vereint und Stettin zu seiner Hauptstadt ernannt. Seine zweite Frau wurde Anna Jagiellonka, die Tochter des polnischen Königs Kasimir IV. Andreas (genannt der Jagiellone). Am Anfang des 17. Jahrhunderts herrschten Philipp II. und Franz von Pommern, beide genossen eine hervorragende Ausbildung, waren der Kunst und der Wissenschaft besonders zugetan und als Mäzene bekannt. Sie haben den fünften (zweistöckigen) Museumsflügel gebaut und so den zweiten Hof des Schlosses errichtet. Auf Initiative von Herzog Philipp II., hat Eilhard Lubinus die Große Karte des Herzogtums Pommern erstellt, die mit zahlreichen Abbildungen der Städte und dem Stammbaum des Greifenhauses geschmückt wurde. Dieses Kunstwerk der Kartographie-Kunst darf man heute im Schloss der Pommerschen Herzöge bewundern.
Im Jahr 1534 wurde auf dem Gebiet des ganzen Herzogtums Pommern der lutherische Glaube eingeführt. Der wichtigste Reformator von Pommern war Johannes Bugenhagen, ein Freund von Martin Luther. Mit dem durch die Herzöge von Pommern übernommenem Vermögen der katholischen Kirche wurde das Marienstiftsgymnasium (1543) gegründet, es war zugleich eine lateinische Schule und Universität.
Die Schweden haben Stettin während des Dreißigjährigen Kriegs besetzt. Im Jahr 1630 sind die Soldaten des Königs Gustav II. Adolf von Schweden bis an die Stadtmauern von Stettin vorgedrungen. Im Jahr 1637 stirbt kinderlos der letzte Herzog aus der Greifen-Dynastie – Bogislaw XIV. Der Abschluss des Westfälischen Friedens im Jahre 1648, der den Dreißigjährigen Krieg beendete, hat im Rathaus von Osnabrück die Teilung Pommerns bestätigt. Der westliche Teil mit Wollin und Stettin ist – für fast hundert Jahre – Schweden zugefallen. Die Rivalität zwischen Schweden und Brandenburg ist weiterhin geblieben. Der schwedische König Karl XI. hat als Ausdruck seiner Dankbarkeit an die Bewohner für ihre Hilfe und heldenhafte Haltung bei der Bekämpfung der Armee von Friedrich Wilhelm von Brandenburg der Stadt ein neues Wappen verliehen – und hat schwedische Löwen dem gekrönten Kopf des Greifen und darüber hinaus die Krone des Wasa-Königshauses und einen Lorbeerkranz hinzugefügt. Die Stadt wurde mit einem Fortifikationsring aus Bastionen in sternförmiger Grundrissausbildung umgeben.
2 Millionen Taler – mit dieser Summe wurde die Übernahme von Stettin „für die Ewigkeit“ bewertet. Der preußische König Friedrich Wilhelm I. hat der schwedischen Königin Ulrika Eleonore im Jahr 1720 eine Entschädigung ausbezahlt. Zum Kommandant der militärischen Garnison wurde Christian August, Fürst von Anhalt-Zerbst ernannt, der Vater der in Stettin im Jahr 1729 geborenen Katharina II., genannt Katharina die Große. Neue Befestigungen haben Stettin in den Jahren 1724-1740 in eine hervorragende preußische Festung mit drei Forts umgewandelt. Es wurden 43 Mio. Backsteine verbaut und 9 Mio. Taler ausgegeben. Die militärischen Funktionen der Stettiner Festung haben die städtebauliche Entwicklung der Stadt für eine lange Zeit lahm gelegt. Bis heute sind zwei barocke Stadttore geblieben: das Hafentor (früher Berliner Tor) und das Königstor (früher Anklamer Tor). In die Stadt sind die französischen Hugenotten gekommen, die aus religiösen Gründen ihr Land verlassen haben. Ihnen wurden Privilegien zugesprochen, da sie eigenes Kapital haben, Manufakturen gründen und Handel, Dienstleistungen und Industrie beleben. Die bürgerlichen Eliten gründen künstlerische Salons, es entstehen wissenschaftliche und kulturelle Gesellschaften und tragen zu historischen Erkundungen über die Vergangenheit von Pommern und zur Entstehung des Stadtmuseums bei.
Die moderne und mächtige Stettiner Festung wurde durch die Kriegslist des französischen Generals Antoine Charles Louis de Lasalle besiegt. Der preußische Kommandant der Festung, General Friedrich Gisbert Wilhelm von Romberg, hat den vorgetäuschten Manövern von sechshundert Kavalleristen Glauben geschenkt und geriet in Furcht wegen der Androhung der Belagerung und Plünderung der Stadt. Bei der Kapitulation schenkte er dem französischen Strategen, als Beweis seiner Anerkennung, seine Lieblings-Porzellanpfeife. Die Stettiner nahmen an Ballveranstaltungen und am Fechtunterricht der Soldaten der Napoleonischen Armee teil. Aber es war nicht leicht. Die Stadt wurde gezwungen hohe Kriegsentschädigung zu bezahlen und circa acht tausend Soldaten zu unterhalten (sie wurden in Kasernen, Privathäusern und in einem Lager untergebracht).
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die Lockerung der Haltung der militärischen Regierung in Bezug auf die Abschaffung der Stellung der Festung merkbar. Im Endeffekt entstand eine Eisenbahnverbindung mit Berlin und die sog. Neue Stadt (ein repräsentativer Militär-Wohn-Komplex). Die Industrialisierung schreitet voran, es wird in die kommunale Infrastruktur (Gaswerke, Wasserwerke) investiert, es entstehen moderne Betriebe (Werft „Vulcan“, Kraftwerk, Gebrüder Stoewer Fabrik für Motorfahrzeuge, Zementwerk, Zuckerraffinerie, Hütte, Papierfabrik, Kunstseide-Fabriken und Schamotteziegel-Fabriken).
Ab 1873 realisiert Stettin die Anweisung des Kriegsministeriums, die die Festungseinschränkungen aufhebt. Das durch das Militär freigegebene Gelände wurde zu einer Herausforderung für Stadtplaner und Architekten. Ab diesem Moment beginnt der dynamische Ausbau der Stadt. Die Arbeiten der Kommission für die Erarbeitung eines ganzheitlichen Plans der Bebauung von Bereichen in den Grenzen der Stadt wurden von Konrad Krühl geleitet. Der Plan war die Fortführung der Idee von James Hobrecht. Stettin erhielt charakteristische Plätze und strahlförmig von ihnen abgehende Straßen. Es wird mit der Realisierung des Stadtzentrum-Konzepts begonnen, die eklektischen Bürgerhäuser orientieren sich an Berlin als Vorbild. Die Architekten sorgten um das Aussehen, die Fassaden sind prunkvoll, mit zahlreichen Ornamenten verziert, wunderschöne Skulpturen (obwohl sie meistens aus Baukatalogen stammen) verleihen den „Mietspalästen“ Prestige. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gilt die Stadt als ein starkes Industriezentrum, das mit dem Hafen eng verbunden ist. Ab 1879 wird die Pferdestraßenbahn in immer größerem Stadtbereich eingesetzt, ab 1896 wird die elektrische Straßenbahn eingeführt.
Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts – Stettin erhält eine moderne städtebauliche Form. Eine wichtige Etappe ist die Einbindung Stettins an die schon urbanisierten und bisher selbstständigen vorstädtischen Siedlungen und Vororte. Die Stadt holt schnell die jahrelange Verzögerungen in der Entwicklung auf und nutzt in vollem Umfang die Prestigestellung als Hauptstadt der Region. In den Jahren 1902-1921 entsteht die Hakenterrasse (polnisch: Wały Chrobrego), ein repräsentativer Boulevard mit monumentalen Bauwerken, Pavillons und einem großen Springbrunnen.
Der Erste Weltkrieg – zwar hat das direkte Kriegsgeschehen die Stadt nicht betroffen, so hat jedoch die Wirtschaftskrise die Inflation, den Ruin vieler Firmen, Arbeitslosigkeit und Obdachlosigkeit mit sich gebracht. In der Zeit zwischen den Kriegen stand Stettin am Rand des wirtschaftlichen Lebens, es kam zu zahlreichen Aufruhren und Streiks. Es herrschte die Rezession und Hyperinflation. In Stettin, anders als im gesamten Westpommern, hat Paul von Hindenburg bei der Präsidentschaftswahl mehr Stimmen als Adolf Hitler erhalten. Nachdem Hitler zur Macht kam, wurde der langsame Prozess der Wiederbelebung der Firmen künstlich beschleunigt – im Rahmen der versprochenen Beseitigung der Arbeitslosigkeit und Handlungen, die zur Unterordnung der Wirtschaft für militärische Zwecke dienten. Im Jahr 1938 während der Reichskristallnacht haben die Hitler-Anhänger eine Synagoge in Brand gesteckt. Sie war ein Nachbarsgebäude der derzeitigen Pommerschen Bibliothek in der ul. Dworcowa.
15.10.1939 – Erweiterung der administrativen Grenzen und Gründung der sog. Großstadt Stettin (Einbindung u.a. der Städte Police und Dąbie). Das Gebiet wurde fast sechs Mal vergrößert.
Zweiter Weltkrieg – die Wirtschaft der Stadt wurde den militärischen Bedürfnissen des Dritten Reichs unterstellt. Stettin wurde zur ersten Kategorie der am meisten von Luftangriffen bedrohten Städte zugerechnet. Die größten Zerstörungen gab es in den an der Oder gelegenen Industriegebieten und in der Altstadt.
Am 26. April 1945 sind die russischen Truppen in Stettin einmarschiert. Laut Beschluss auf der Potsdamer Konferenz wurde die Stadt Polen als Ausgleich für die an die Sowjetunion verlorenen östlichen Teile Polens zugesprochen. Die offizielle Übernahme durch die polnische Verwaltung findet am 5. Juli 1945 statt. „Ein erträumter Moment, seit Jahren begehrt“ – schrieb Piotr Zaremba, der erste Präsident des Nachkriegs-Stettins, in sein Tagebuch. Die sozialistische Propaganda benötigte eine historische Begründung für die schnelle Besiedlung dieser Gebiete. Die Leute sollten von den emotionalen Argumenten wie „die alten slawischen Gebiete und die Rückkehr in die Piastenheimat“ überzeugt werden. Es fand damals fast ein kompletter Austausch der Bevölkerung statt. Bis 1958 wurden 8 Mio. Tonnen Schutt beseitigt. Die daraus aussortierten Backsteine wurden nach Warschau geschickt um die Propaganda-Losung „Das ganze Volk baut seine Hauptstadt“ zu realisieren.
In der Nachkriegsgeschichte war Stettin die führende Kraft in Bezug auf die Arbeiterbewegung, die den radikalen politischen Bruch im Jahr 1989 beschleunigte. Dezember '70, August '80 und andere bedeutende Ereignisse werden in der jüngsten Abteilung des Nationalmuseums in Stettin – Dialogzentrum Umbrüche dargestellt. Im Jahr 2016 wurde dieses unterirdische Museum (nach dem Entwurf von Robert Konieczny aus dem Architektenbüro KWK Promes) in einem internationalen Wettbewerb als der beste öffentliche Raum Europas anerkannt. In der Nachbarschaft steht ein anderes weltbekanntes Gebäude – die Philharmonie.
Einer der ältesten postfranziskanischen Kirchen in Mitteleuropa.
Der Bismarckturm mit einer Höhe von etwa 25 Metern befindet sich auf dem Weinberg in der Siedlung Gotzlow.
Ein festes Element im Stadtbild Stettins sind gusseiserne Wasserpumpen
Das ist das älteste Fragment der mittelalterlichen Befestigungsanlagen von Stettin vom Anfang des 14. Jahrhunderts.
Der barocke Brunnen des Weißen Adlers steht auf dem Platz, der früher Roßmarkt hieß.
Das Gebäude wurde an der Stelle der abgerissenen Königsbastion der preußischen Festung errichtet.
Das neugotische Postgebäude wurde an der Stelle der nach 1873 abgerissenen neuzeitlichen Befestigungsanlagen und Kasematten zwischen dem Berliner Tor und der Königsbastei errichtet.
Das Gotteshaus auf dem Grundriss des lateinischen Kreuzes wurde von Engelbrecht Seibertz aus Berlin entworfen.
Der Engel der Freiheit zum Gedenken an die Opfer der Ereignisse vom Dezember 1970.